Die trigonometrische Parallaxe
Beobachten wir einen nahen Gegenstand von verschiedenen
Orten aus, so scheint der Gegenstand seine Position vor dem sehr weit entfernten
Hintergrund zu ändern. (Beobachten sie z.B. den Zeigefinger, den sie vor die
Nase halten einmal nur mit dem linken und einmal nur mit dem rechten Auge
!).
Ebenso sehen wir, dass besonders nahe Sterne ihre Position vor dem
Hintergrund der sehr weit entfernten Sterne verändern, wenn wir unsere Position
verändern. Natürlich ist diese Positionsänderung auch für die größtmögliche
Ortsveränderung sehr klein und daher schwierig zu messen. Die größte
Ortsveränderung, die wir ausführen können, ist doppelt so groß wie die große
Halbachse der Erdbahn, d.h. wir messen im zeitlichen Abstand von einem halben
Jahr. In einer Skizze sieht das so aus:
Wir verbinden P mit der Sonne S. A und B sind die Positionen der Erde mit
halbjährlichem Abstand, die zu PS orthogonal sind. Die Entfernung zur Sonne ist
also (wegen der geringen Exzentrizität der Erdbahn) in sehr guter Näherung 1 AE.
Der Winkel j , unter dem man den mittleren Abstand
Sonne-Erde vom Stern P aus sehen würde, heißt Parallaxenwinkel oder einfach
jährliche oder trigonometrische Parallaxe. Er ist um so kleiner, je
weiter der Stern entfernt ist. Im Laufe des Jahres beschreibt der Stern von der
Erde aus gesehen eine Ellipsenbahn vor dem Hintergrund der sehr weit entfernten
Sterne (mit nicht feststellbarer Parallaxe).
Im rechtwinkligen Dreieck APS gilt:
Für die auftretenden kleinen Winkel gilt tan j =
j , wenn wir j im Bogenmaß
messen. Bezeichnen wir die Entfernung des Sterns mit r, so gilt dann:
Ist der Winkel halb so groß, so ist die Entfernung doppelt so
groß. Man führt nun eine neue Entfernungseinheit ein, es ist die Entfernung, für
die die Parallaxe 1" betragen würde. Die Entfernung heißt dann 1
Parallaxensekunde, kurz 1 Parsec (1 pc).
Durch die Umwandlung ins Bogenmaß ergibt sich
und damit
Damit ist 1 pc = 206265 AE und die Entfernung kann mit
mit j im Gradmaß (in Sekunden) berechnet
werden.
Beispiel: Gilt j = 0,5", so ist r = 2 pc, gilt j = 0,1", so ist r = 10 pc.
Die größte gemessene Parallaxe, also die des Nachbarsterns der Sonne, a Centauri, beträgt nur 0,772". Die anderen Parallaxen sind
noch viel kleiner und daher schwierig zu messen. Ab einer Entfernung von ca. 100
pc versagt die Methode, da die Parallaxen dann so klein sind, dass sie im
Bereich der Messfehler liegen.
Für weiter entfernte Sterne ist eine geometrischen Entfernungsbestimmung also
nicht mehr möglich, man muss sich andere
Methoden ausdenken.
Übungen
- Die trigonometrische Parallaxe des Polarsterns beträgt 0,050“. Berechnen
Sie seine Entfernung in AE, pc, Lichtjahren.
- Trigonometrische Parallaxen lassen sich bis zu einer Entfernung von ca.
300 Lichtjahren mit ausreichender Genauigkeit messen. Welcher Parallaxenwinkel
gehört zu dieser Entfernung ?
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