Challenger

OV-099

fertig gestellt am: 30. Juni 1982

Jungfernflug am: 4. April 1983
 

Die zweite in Betrieb genommene Raumfähre, Challenger (OV-099), diente zunächst elf Monate lang bei gründlichen Schwingungsprüfungen als originalgetreues Testobjekt, ehe sie zu einem voll flugtauglichen Raumfahrzeug umgebaut wurde. Die Challenger wurde nach einem Forschungsschiff der US-Navy benannt, das um 1875 auf dem Atlantik und dem Pazifik fuhr und auch schon der Mondfähre der Apollo 17 ihren Namen gegeben hatte. Die Challenger verließ am 30. Juni 1982 die Rockwell-Fertigungsanlagen in Palmdale und wurde einige Tage später zum Kennedy Space Center geflogen. Wegen Treibstofflecks an den Haupttriebwerken und Problemen mit der Nutzlast verzögerte sich ihr für den Januar vorgesehener Erstflug bis zum 4. April 1983. Dieser Einsatz, der sechste Flug der Shuttle-Reihe, war der erste der nur zehn Challenger-Missionen. Im Januar 1986 endete der zehnte Flug in einer Katastrophe, als der Orbiter kurz nach dem Start explodierte. Dabei wurde die siebenköpfige Besatzung getötet.

Während eines Raumflugs war zuvor noch nie ein US-Astronaut ums Leben gekommen. Auf ihren zehn Flügen umkreiste die Challenger insgesamt 987mal die Erde und verbrachte über 69 Tage im Weltraum. Bei diesen Einsätzen gelangen manche bemerkenswerte Erstleistungen: Auf dem Jungfernflug (STS-6) wurde der erste Bahnverfolgungs- und Datenübertragungssatellit (TDRS-1) ausgesetzt, und Donald Person und Story Musgrave testeten den neuen Shuttle-Raumanzug. Auf dem zweiten Flug (STS-7) wurde Sally Ride die erste Amerikanerin im Weltraum. Beim dritten Einsatz (STS-8) gelangen zum ersten Mal Nachtstart und Nachtlandung. Beim vierten Flug (STS-41-B) schwebte Bruce McCandless als erster Astronaut ohne Sicherungsleine frei durch den Weltraum. Dabei entfernte er sich mit seiner Freiflug-Manövriereinheit (MMU) etwa dreißig Meter vom Orbiter. Zum Abschluss dieser erfolgreichen Mission fand die Landung der Raumfähre erstmals auf der Piste des Kennedy-Space- Centers statt. Die Freiflug-Manövriereinheit stand auch beim nächsten Einsatz (STS-41-C) im Mittelpunkt, als den Astronauten George Nelson und James van Hofften das Einfangen und die Reparatur des defekten Satelliten Solar Max gelang. Außerdem wurde der Langzeitexperimententräger "LDEF" auf einer Erdumlaufbahn stationiert. Auf der sechsten Challenger-Mission war Sally Ride zum zweiten Mal mit an Bord, und Kathryn Sullivan unternahm als erste Amerikanerin einen Weltraumspaziergang. Auf den nächsten drei Challenger-Flügen im Jahr 1985 bildete das Weltraumlabor Spacelab die Nutzlast. Auf dem Flug STS-51-B führte die Besatzung des Spacelab-3 zwei Affen und 24 Ratten mit. Bei der Mission STS-51-F umfaßte die Palettennutzlast Spacelab-2 ein "Iglu" mit automatischen Regelsystemen. Obwohl der Start nach vorzeitigem Brennschluss eines Haupttriebwerks nicht wie geplant zu Ende geführt werden konnte, wurde eine Umlaufbahn erreicht.

Auf ihrem letzten erfolgreich abgeschlossenen Flug (STS-61-A) transportierte die Raumfähre das Raumlabor Spacelab D1 (Deutschland 1) auf einer hauptsächlich von der Bundesrepublik geplanten und finanzierten Mission. Mit acht Astronauten war dabei die bislang größte Besatzung an Bord. Der zehnte und letzte Challenger-Flug (STS-51-L) am 28. Januar 1986 trug den Beinamen "Lehrerflug", da der Besatzung die Lehrerin Christa McAuliffe angehörte, die erstmals im Weltraum Unterricht für Schüler auf der Erde halten sollte. Dazu kam sie jedoch nicht mehr: Nur 73 Sekunden nach einem scheinbar perfekt gelungenen Start kam es zu einer Explosion und die Challenger ging in einem riesigen Feuerball auf. Keines der sieben Besatzungsmitglieder überlebte. Außer Christa McAuliffe kamen Richard Scobee, Michael Smith, Judith Resnik, Ellison Onizuka, Ronald McNair und Gregory Jarvis in den Flammen um. Die Nachricht erschütterte die amerikanische Öffentlichkeit, und alle Shuttle-Flüge wurden auf unbestimmte Zeit eingestellt. Gleichzeitig lief eine groß angelegte Bergungsaktion an, mit der die Trümmer der Challenger aus den Gewässern vor Cape-Canaveral aufgespürt werden sollten. In den nächsten sieben Monaten wurde knapp die Hälfte des Orbiters gefunden und geborgen. Nach einer eingehenden Untersuchung transportierte man die Überreste des vormals stolzen Orbiters Challenger in einen Leerstehenden Minutemahn-Raketenkomplex der Air Force auf Cape- Canaveral. Die seitdem dort aufbewahrten Trümmer sind stille Mahner an die allgegenwärtige Gefahr, denen sich jeder Raumfahrer aussetzt.
 

 

 

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