|
|
Das Mercury Programm
Die neu gegründete amerikanische Weltraumbehörde NASA
wählte sieben Piloten aus, die für einen Flug in der Einmann-Raumkapsel
Mercury vorbereitet wurden. Am 28. Mai 1959 wurden dem Kongressauschuss die
Piloten Carpenter, Cooper, Glenn, Grissom, Schirra, Slayton und Shepard als
künftige Astronauten präsentiert.
Diese wurden aus über 500 Testpiloten ausgewählt. Folgende Voraussetzungen
mussten die Bewerber u. a. erfüllen: Alter unter 40 Jahre, Größe unter 1,80
m, hervorragender Gesundheitszustand, College-Abschluss,
Testpilotenausbildung, mindestens 1.500 Flugstunden.
Donald Slayton wurde jedoch aufgrund von Herzproblemen wieder aus dem
Programm genommen. Er spielte im Housten-Control-Center später noch eine
wichtige Rolle bei den Apollo Missionen. Nach über 20 Jahren kam er 1975
doch noch zu seinem ersten Raumflug.
Mercury war eine glockenförmige Kapsel, die im All von ihrem Piloten sowohl
manuell als auch automatisch gesteuert werden konnte. An ihrem stumpfen Ende
hatte die Kapsel ein Hitzeschild, das die Hauptlast der extremen Hitze, die
beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre entstand, trug. Ein Fallschirm
ermöglichte eine weiche Landung im Meer.
Die ersten bemannten Flüge sollten unterhalb des Orbits auf einer
Redstone-Rakete erfolgen (ballistische Flüge). Danach sollten Flüge auf
einer Atlas-Rakete in den Orbit stattfinden. Die Atlas war die erste
Interkontinentalrakete der USA.
Es
wurde entschieden, dass 9 Tierflüge den jeweiligen bemannten Flügen
vorausgehen sollten. So war es im Januar 1961 der Schimpanse "Ham", der als
erstes Lebewesen mit einer Mercury-Kapsel ins All geschossen wurde.
Obwohl es einige Störungen gab, konnte Ham nach einem ballistischen Flug auf
253 km Höhe und über eine Strecke von 212 km lebend geborgen werden. Da
dieser Flug nicht perfekt war, folgte im März 1961 noch ein weiterer
Redstone-Testflug.
Am 5. Mai 1961 flog mit Alan Shepard nun endlich der erster Amerikaner mit
Mercury 3 ins All. Nach einem nur 15minütigen ballistischen Flug, landete er
sicher auf der Erde. Natürlich stand dieser Flug im Schatten des Triumphes
von Juri Gagarin, der drei Wochen zuvor die Erde mit einer Wostok-Raumkapsel
umrundete.
Am 21. Juli 1961 führte Virgil Grissom mit Mercury 4 einen ähnlichen Flug
wie Shepard durch. Bei der Bergung versank aber die Kapsel. Grissom wäre
dabei fast ertrunken. Da zunächst einige ihm die Schuld am Versinken der
Kapsel gaben, blieb Grissom der große Ruhm für diesen Flug versagt.
Am 20. Februar 1962 konnte John Glenn mit Mercury 6 die erste Erdumrundung
eines Amerikaners durchführen. Statt der bis dato eingesetzten
Redstone-Rakete, flog er erstmals mit der Atlas-Rakete. Nur der erste Umlauf
verlief ohne Komplikationen, dann mußte auf halbautomatische Steuerung
umgeschaltet werden. Das Kontrollzenrum bekam zudem Anzeigen, daß der
Hitzeschild locker sei. John Glenn beließ den Bremsraketensatz länger als
geplant an der Kapsel und trat sicher in die Atmosphäre ein. Anschließend
wartete er mit dem Öffnen der Luken bis zum Eintreffen der
Bergungsmannschaft, schließlich sollte die Kapsel nicht wieder versinken.
Scott Carpenter führte mit Mercury 7 am 24. Mai 1962 wiederum 3
Erdumrundungen durch. Nach seiner Landung gab es 6 Stunden Ungewissheit bis
zu seiner Bergung, denn die Funkverbindung war nach dem Eintritt
abgebrochen.
Am 3. Oktober 1962 umrundete Mercury 8 mit Walter Schirra 6mal die Erde.
Gordon Cooper umkreiste mit Mercury 9 am 15. Mai 1963 die Erde 22mal. Obwohl
es während der letzten Umläufe Probleme mit der Stromversorgung gab, war es
ein erfolgreicher Schlußstrich unter das Mercury-Programm. Bei den letzten
Flügen war es den Astronauten erstmals möglich, kleinere Experimente
durchzuführen. Im Juni 1963 wurde das Mercury-Projekt offiziell beendet.
Nach dem ersten bemannten Mercury-Flug durch Shepard hielt Präsident John F.
Kennedy am 25. Mai 1961 seine historische Rede, in der er ankündigte noch
bis zum Ende des Jahrzehnts einen Amerikaner zum Mond zu befördern und
sicher wieder auf die Erde zurückzubringen.
Die 6 bemannten und 20 unbemannten Mercury-Flüge kosteten insgesamt etwa 400
Mio. US-Dollar. Erst 22 Monate nach Coopers Flug starteten wieder
US-Astronauten in den Weltraum, in einem Programm, das auf der Infrastruktur
von Mercury aufbaute, seine Sicherheitsphilosophie übernahm, aber auch aus
seinen Fehlern und Schwächen gelernt hatte. Dieses Nachfolgeprogramm erhielt
den Namen "Gemini".
© urbin Fotos by NASA |
|
|