ZWILLING
 

 

ZWILLING

ZWILLINGE

Dies ist eine Geschichte der Schwarzfussindianer.

Einst erschien einem Mann im Traum eine Krähe und
prophezeite ihm, dass er zwei Söhne haben werde.
Aber es würde auch jemand kommen und seine Frau töten.

Nach dieser Vision nannte sich der Mann "Kluge Krähe".

Es dauerte nicht lange, und die Frau gebar Zwillinge.
Doch nur wenige Monate später starb seine Frau tatsächlich
bei einem Überfall.

Kluge Krähe verfolgte den Verantwortlichen und holte ihn
schließlich auch ein.
Doch anstatt Rache zu nehmen, ließ er ihn laufen, denn ihm
wurde gesagt, dass nur dieser Mann seine Frau wieder zum
Leben erwecken könnte.

Traurig und verwirrt kehrte Kluge Krähe nach Hause zurück.
Seine zwei Kinder konnte er nicht alleine versorgen, und so
gab er sie an Freunde.

In unseren Augen war dieser Indianer wohl ein seltsamer
Mensch, denn seine Freunde waren ein großer Stein und ein
Biber - und die sollten sich um jeweils einen Jungen
kümmern.

So wurde der eine Sohn von einem Felsen erzogen, der andere
von einem Biber.

Als die Kinder etwa sechs Jahre alt waren, holte Kluge Krähe
sie zurück.
Er fand sie im Wald und musste sie erst einmal davon
überzeugen, dass er ihr Vater sei.

Anschließend nannte er den einen "Fels" und den anderen
"Biber".

Endlich wieder zusammen, da kam der Mörder seiner Frau in
ihr Lager und zelebrierte einen Zauber, so sie zu neuem
Leben erwachte.

Der Fremde erklärte dem Indianer, dass die Götter die Mutter
der beiden Söhne für sechs Jahre aus dem Leben nahmen, damit
sie alles von Stein und Biber lernen könnten.

Und tatsächlich, der Aufenthalt in der Natur hatte den
zweien sehr gut getan: Ihre Sinne waren geschärft und sie
besaßen zahlreiche übernatürliche Fähigkeiten.

Doch es waren auch ganz normale Jungs.
Speziell Stein war nicht besonders gut erzogen und
verursachte viel Ärger.

Eines Tages schoss er mit einem Pfeil auf einen Vogel.
Dieser stürzte daraufhin auf den nächsten Baum.

Stein kletterte hinauf, doch der Vogel entwischte ihm
immer wieder und stieg höher und höher in den Baum.

Schon bald konnte Biber seinen Bruder nicht mehr sehen.
Er hatte so große Angst, dass ihm etwas zugestoßen wäre,
dass er nicht mehr nach Hause ging.

Stattdessen wurde er von einem anderen Stamm aufgenommen und
schon bald zum Häuptling befördert.

Viele Jahre später zog Biber jedoch aus, um seinen Bruder zu
finden.

Er kletterte auf den Baum, immer höher und höher - bis er zu
den Sternen kam.
Dort wurde er neben seinem Bruder selbst ein Stern.

Es sind die beiden Zwillingssterne, die früh im Winter
aufsteigen.
 

 

 

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