William Shakespeare - Fragmente eines Lebens
Ungeachtet der Frage, ob Shakespeare wirklich der Verfasser der ihm
zugeschriebenen Werke war, ist zumindest seine Existenz bezeugt. Leider
auch nicht soviel mehr - was zum einen die altbekannte Frage um die
Urheberschaft seiner Werke aufwirft, zum anderen den Kinoerfolg
"Shakespeare in Love" gestattete, sein ganz eigenes Bild des Barden zu
entwerfen.
Die Eltern
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Bild Shakespeares, gefunden
bei der deutschen Shakespeare-
Gesellschaft
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Obwohl Shakespeares Leben besser bezeugt ist als das vieler seiner
Zeitgenossen, lässt sich seine Biographie nur in groben Umrissen
rekonstruieren - besonders was die Zeit seiner späten Jugend betrifft.
William Shakespeare wurde laut Kirchregister am 26. April 1564 in
Stratford-on-Avon , Warwickshire, getauft, sein Geburtstag wird heute der
Einfachheit halber auf den 23. April datiert - ist Shakespeare doch am
gleichen Tage des Jahres 1616 verstorben.
Sein Vater, John Shakespeares, war ein angesehener Landwirt und Händler.
Er wurde 1565 zum Stadtrat gewählt, war später Stadtverwalter (eine mit
einem Bürgermeister vergleichbare Position). Aufzeichnungen berichten von
einigen Fehlschlägen in den Geschäften, die zwischenzeitlich wohl zu einer
Verarmung der Familie führten. William´s Mutter, Mary Arden of Wilmcote,
entstand einem alten, aber unbedeutenden Adelsgeschlecht und war Erbin
eines kleinen Stück Landes. Entsprechend des damaligen sozialen Gefüges
dürfte die Heirat Mary Ardens für John einen Aufstieg in der lokalen
Hierarchie gleichgekommen sein.
Williams Jugend
Stratford-on-Avon besaß eine Schule von gutem Rufe, die Teilnahme war
frei, da der Unterhalt der Schule vom Bezirk getragen wurde. Diese
Tatsache und die Amtsposition des Vaters lässt vermuten, das William eine
gute Ausbildung erhielt. Diese konzentrierte sich zur damaligen Zeit auf
das Studium der lateinischen Sprache, Dichtung und Geschichte. William
besuchte keine Universität - ob dies finanzielle Gründe hatte, kann heute
nicht mehr beantwortet werden.
Familienvater
Im Jahre 1582 - im Alter von ganzen 18 Jahren - heiratete er die einige
Jahre ältere Anne Hathaway. Wann genau und wo ist nicht detailliert
bekannt, allerdings registrierte das bischöfliche Sekretariat von
Worcester eine Schuldverschreibung (verbürgt von zwei Stratforder Bauern
namens Sandells und Richardson) als Sicherheit für eine Heiratslizenz von
William Shakespeare und "Anne Hathaway von Stratford". Am 26. Mai 1583
wurde in Stratford Williams Tochter Susanna, am 2. Februar 1585 seine
Zwillinge Hamnet und Judith getauft. Hamnet, Shakespeares einziger Sohn,
verstarb im Alter von 11 Jahren. Seine Todesursache ist nicht bekannt.
Die frühen Jahre
Wann genau Shakespeare nach London übersiedelte, ist nicht bekannt. Es
gibt einige Berichte - diese wurden jedoch erst lange nach seinem Tod
schriftlich niedergelegt - die von Problemen mit dem lokalen Adel
berichten, von Diebstählen oder einer Tätigkeit als Schulmeister an der
örtlichen Schule und verschiedenen Hilfstätigkeiten in seiner ersten Zeit
in London. Jedenfalls ist dem Autoren keine zuverlässige Dokumentation
Shakespeares Wirken in den Jahren zwischen 1585 und 1592 bekannt.
Jedenfalls hatte er es 1592 bereits geschafft, sich als angeblicher
Emporkömmling den Neid anderer Dramatiker zuzuziehen. Graham Greene, ein
Dramatiker, verfasste auf seinem Sterbebett im Jahre '92 folgende Worte:
There is an upstart crow, beautified with our
feathers, that with his Tygers heart wrapt in a Players hide
supposes he is as well able to bombast out a blank verse as the best of
you; and, being an absolute Johannes Factotum, is in his own
conceit the only Shake-scene in a country.
Grob übersetzt bezieht sich Greene auf eine "Krähe, die sich mit
unseren Federn schmückt" und meint damit eindeutig den jungen Shakespeare.
Diese Worte erschienen nach Greenes Tod (Greenes, groats-worth of witte,
bought with a million of Repentance, 1592), versehen mit einem Vorwort
eines gegenseitigen Bekannten, in dem dieser Shakespeare entschuldigt und
dessen Begabung betont. Dies zeigt auch, daß Shakespeare es durchaus
verstand, sich wichtige Freundschaften zu sichern, wie auch die spätere
Freundschaft mit Henry Wriothesley, dem 3. Earl von Southhampton, bewies.
Ihm widmet William auch seine ersten veröffentlichten Gedichte, Venus
und Adonis und The Rape of Lucrecia.
Ab 1594 gehörte er als Schauspieler den "Lord Chamberlain´s Men" (ab
1603 entsprechend einer Erlaubnis James I. "King´s Men") an. Diese Truppe
besaß mit Richard Burbage den besten damaligen Schauspieler, später das
beste Theater, nämlich das Globe, und den besten Dramatiker - William
Shakespeare.
Der Aufstieg
Ein
Beweis für den steigenden Wohlstand Williams war 1596 die Bewilligung
eines Familienwappens. Das Wappen prangt auf dem Shakespear-Denkmal (in
der vor 1623 errichteten Kirche zu Stratford). Außerdem erwarb er ein
großes Haus am Rande Stratfords. Dorthin zog er sich 1611 zurück
Ab 1599 spielte die Truppe vor allem im eigenen, berühmten
Globe-Theatre , bei dem Shakespeare auch finanzieller Teilhaber war.
Shakespeare galt als gewandter Geschäftsmann. Aus seinem privaten Leben
sind nur wenige Details bekannt, private Briefe sind nie ans Licht der
Öffentlichkeit gelangt.
Der letzte Wille
Shakespeares letzter Wille, verfasst am 25. März 1616, liegt noch als
Original vor. Im ausführlichen und sehr detaillierten Dokument hinterließ
er den größten Teil seines beträchtlichen Vermögens dem Sohn seiner
ältesten Tochter, die mit Thomas Quiney verheiratet war, dem Sohn des
Shakespeare Freundes Richard Quiney. Aber auch die zweite Tochter, die mit
John Halle, einem angesehenen Mediziner aus Stratford, verheiratet war und
natürlich Anne Hathaway wurden entsprechend bedacht.
Die Unterschrift unter dem Dokument war bereits mit zitternder Hand
geschrieben - der Erblasser war bereits schwer krank.
William Shakespeare starb am 23. April 1616.
Er wurde im Chor der Gemeindekirche zu Stradford begraben. Seine
Grabtafel schmückt kein Name - nur folgende Zeilen (womöglich von ihm
selbst:
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Good frend, for Jesus' sake forbeare
To digg the dust
encloased heare.
Blest be the man that spares thes stones,
And curst be he that moves my bones.
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