Venus - Aphrodite - Isis

Venus (lat.) (mit kurzem e zu sprechen). Das Wort Venus ist verwandt mit dem deutschen "Wonne", "Wunsch", "sinnliches Begehren" und bedeutet "Frauenschönheit", "Anmut", "Liebreiz". Venus wird zu einem weiblichen Wort, als es der Name einer Göttin zu bezeichnen beginnt. In der Mytologie der Römer war die Venus hauptsächlich die Göttin der vollendeten Schönheit, der (sexuellen) Liebe und des Liebreizes. Sie wird aber auch als Beschützerin und Vertreterin vieler anderer Dinge dargestellt. Vielfach wird sie verglichen mit der Aphrodite der Griechen und der Isis der Ägypter.

Geburt der Venus

Die Venus ist der Legende von Homer nach die Tochter des Zeus und der Dione. Nach Hesiod ist sie jedoch aus Blutstropfen entstanden, die in das Meer

fielen, als Uranos der Penis abgeschnitten wurde. Aus diesem Grund wird sie auch als "Schaumgeborene" bezeichnet. Diese Version der Geburt der Venus beleuchtet einmal mehr die Zweitrangigkeit und > Abhängigkeit des weiblichen Geschlechts vom Männlichen. Die Venus entstand aus einem Teil eines Mannes, genauso wie Eva (vgl. auch Eva, in > Unvereinbare Rollenbilder aus Adam gemacht wurde, oder wie Zeus die Athene gebar, nachdem er ihre Mutter Metis verschluckt hatte.

Leben der Venus

Venus war mit dem lahmen, russigen Schmied Hephaistos verheiratet, betrog ihn aber gerne mit anderen Geliebten. Vom Vorbild der freien Liebe, die Venus (und teils auch die > Tussi), auslebte, entstand ein weitverbreiteter Prostitutionskult um Venus herum. Korinth war besonders berühmt für die Schönheit und das prunkvolle Leben der Prostituierten und den > Frauenhandel. Noch heute ist die Venus die Schützerin der Menschen, die freie Liebe betreiben und hatte so auch eine wichtige Stellung in der Hippie-Zeit.

Attribute

Der Venus waren die Taube, der Sperling, die Ziegenböcke und manchmal die Schildkröte heilig. Oft hatte die Venus auch einen Spiegel dabei. Dieser deutet auf ihre Schönheit. Später entwickelte sich der Spiegel im Zusammenhang mit der Weiblichkeit der Venus zum biologischen Zeichen der Frauen (♀), welches wir heute noch verwenden.

Verehrung der Venus in der Antike

Venus war eine bekannte und beliebte Göttin. Die Bedeutung der Venuskultes lag darin, dass man , wenn man sich geschlechtlichen Genüssen oder auch nur Gedanken hingab, damit eine Art Gottesdienst trieb. Trotz der örtlich unabhängigen Verehrung der Venus gab es viele sehr bekannte Kultstätten.

Hauptsächlich wurde die Venus von Frauen verehrt. Viele Frauenrituale ergaben sich: So ehrten z.B. junge Mädchen in zahlreichen Städte am Abend vor ihrer Hochzeit die Göttin mit einem Opfer, um ihre erste sexuelle Beziehung günstig ausfallen zu lassen. Weiter hatte der Gürtel (Krestos) der Venus die Zaubermacht, seine Trägerin begehrt zu machen. Auf dem Hymettos riefen unfruchtbare Frauen die Göttin um Hilfe an. Auch half Venus der Athene "in den Gärten" im Hang der athenischen Akropois, indem sie die Ehrungen durch die Arrhephoren empfing; das Ritual betraf Fruchtbarkeit und Sexualität dieser zukünftigen Bürgerfrauen. Weiter standen die Zeugung ebenso wie die > Geburt als offensichtlichstes Zeichen dafür, dass die Frau zu einer voll übernommenen Sexualität Zugang hat, unter dem Schutz der Venus.

Verehrung bis heute

Von der Zeit der Antike bis heute wurde/wird die Venus in Form von Skulpturen, Bildern, Liedern usw. dargestellt und verehrt. Da sie die Göttin der Schönheit und der Weiblichkeit verkörpert, stellte sie jeweils das zu dieser Zeit aktuelle Idealbild der Frau (> Familie) dar. So wurde die Venus im 15. Jh. immer rundum relativ dick dargestellt ausser dem Kopf, den Fingern und den Zehen. Ein Beispiel dafür ist das Gemälde von Annibale Carracci, welcher "Venus und Anchises" darstellte. Im 17. Jh. werden Venus-Darstellungen (vgl, auch allgemeine Frauendarstellungen > Kunstfrauen) mehr und mehr so wiedergegeben, wie wir uns heute in Europa das Idealbild der Frau (vgl. auch > Bulimie; > Cellulite) vorstellen (Beispiel: Antonio Canova: Ruhende Venus). Die Musikgruppe "Padent Ochsner" veröffentlichte 1996 ein Lied mit dem Namen "w.nuss vo bümpliz". Darin wird die Schönheit und Besonderheit der Venus in abstrakter und moderner Weise besungen. Eine andere aktuelle Verehrung der antiken Venus liegt im schönsten und strahlensten Planeten am Himmel, welchem der Namen Venus gegeben wurde und welchen zur jetzigen Zeit viele Frauen verehren.



Literaturangaben
Patricia Monaghan, Lexikon der Göttinnen, Bern 1997.
Carl Andersen et.al., Lexikon der Alten Welt, Zürich 1965.
Annelise Lissner et.al., Frauenlexikon, Basel 1988.
Brockhaus, Enzyklopädie in 24 Bänden, Mannheim 1998.
http://www.lichtleben.de


[Fenster schließen]