Die sieben Weltwunder

 

1. Die Pyramiden von Gizeh
 


Die Pyramiden von Gizeh wurden zur Zeit der 4. Dynastie von den Königen Cheops, Chepren und Mykerinos errichtet (2590 - 2470 v. Chr.). Bei der Cheops- und Cheprenpyramide handelt es sich um die höchsten Bauwerke des gesamten Altertums, die z. B. die Höhe des babylonischen Turms um mehr als ein Drittel überragten. Die Cheopspyramide erreichte über einer quadratischen Grundfläche mit 230,36 m Seitenlänge ursprünglich eine Spitzenhöhe von 146,60 m. Die Cheprenpyramide besaß ursprünglich bei einer Kantenlänge von 215,26 m eine Spitzenhöhe von 143,50 m.

Im Innern der Pyramide war offenbar stets nur eine - im Verhältnis zum riesenhaften Volumen der Pyramide - bescheidene Grabkammer angelegt. Die Kammer wurde entweder im Felsuntergrund, in der Höhe des Pyramidenpflasters oder im Schwerpunkt der Pyramidensteinmasse errichtet. Nur bei der Cheopspyramide wurde die endgültige Grabkammer außer dem Zugangsstollen auch noch durch enge Lüftungskanäle (20 x 20 cm²) mit der Außenwelt verbunden. Nach der Beisetzung der Mumie in der Grabkammer wurde der Zugangsschacht jeweils endgültig verrammelt und zugemauert, so daß niemand mehr den Einstieg erkennen konnte.

Über Jahre hinweg erfolgte der Pyramidenbau jeweils in den drei Überschwemmungsmonaten (Mitte August bis Mitte November), in denen Ägyptens Ackerbaubevölkerung sonst zur Untätigkeit verurteilt gewesen wäre. Nach dem Aufwuchten des Pyramidenkernes als riesige vierfrontige Stufentreppe wurden die großen Stufenabsätze von Stockwerk zu Stockwerk mit möglichst einheitlichen Zwischenschichten ausgefüllt. Auf diese Weise entstand zunächst eine noch allseitig erklimmbare Schichtpyramide. Danach wurden die Außenflächen der Pyramide von oben nach unten geglättet, so daß sie schließlich wie homogene Riesenkristalle in der Sonne leuchteten oder bei Nacht unter den Sternen und im gleißenden Mondlicht geheimnisvoll schimmerten. Die Verkleidung der Cheopspyramide bestand einst aus einer schneeweißen Kalksteinverbrämung, die sauber und sorgfältig in sich verzapft und unverrückbar verspannt wurde. Sie wurde jedoch zum Aufbau von Kairo entwendet, so daß die Pyramide heute als unverkleidete Schichtpyramide dasteht.

 

2. Die Zeusstatue in Olympia
 


Auf der Halbinsel Peleponnes bestand am Alpheios-Fluß in der Landschaft Elis bereits seit dem 2. Jahrtausend eine geheiligte Stätte. Auf dem Festplatz zu Füßen des Kronoshügels hatte im altertümlichen Heratempel ein etwa 4 m großes Kultbild des Zeus-Areios seinen Platz gehabt. Nach den siegreich überstandenen Perserkriegen und dem anschließenden politischen Aufschwung erwachte der Wunsch, einen eigenen großen Zeustempel als Nationalheiligtum zu errichten. Etwa 457 v. Chr. wurde an der seither wichtigen hellenischen Kultstätte ein typisch dorischer Peripteral Tempel fertiggestellt. Der einheimische Architekt Libon baute über drei hohen Sockelstufen ein von 34 dorischen Säulen umschlossenes Gotteshaus aus weißem Poroskalkstein. Der Tempel stand auf einer Fläche von 30,30 x 66,74 m² und war bis zum Dachfirst einschließlich des Giebel-Akroterions der Nike des Paionios etwa 24 m hoch. Er bildete die Behausung für das erst nachträglich (seit 438 / 432 v. Chr.) durch Phidias geschaffene Kultbild des Zeus. Die thronende Zeusgestalt stand auf einem blaugrauen Kalksteinsockel und besaß in etwa siebenfache Menschengröße (Höhe: 12,50 m bis 13 m).

Der mächtige Kern des Kolossalbildes war aus Zypressen- und Ebenholz gebildet. Die unbekleideten Körperpartien (Antlitz, Hals, Arme, Hände und Füße) waren in Elfenbeinverkleidung meisterhaft modelliert. Die Sohlen der Sandalen, das bis zu den Knöcheln herabreichende Göttergewand und die den Nacken umwallenden Haarflechten bestanden aus Gold. Auf der vorgestreckten Rechten hielt Zeus eine schwebend schlanke Nike, die linke Hand hielt das mit verschiedenen Edelmetallen eingelegte Zepter, das vom goldenen Königsadler gekrönt war. Am Goldschemel unter den Füßen war die Künstlerinschrift angebracht: "Phidias, Charmides Sohn aus Athen, der hat mich geschaffen."

 

3. Der Tempel des Artemis
 


Bereits 1398 v. Chr. wurde an der Stelle des späteren Artemis Tempels eine viersäulige Behausung für ein angeblich vom Himmel gefallenes weibliches Götterbild geschaffen. Seit etwa 560 / 550 v. Chr. wurde das Haus nach wiederholter Zerstörung und mehrmaliger Vergrößerung zu einem Riesentempel gesteigert. Nach Beendigung der Perserkriege wurde der Tempel um 440 v. Chr. durch die Ephesier Demetrios und Paionios völlig fertiggestellt, so daß insgesamt 120 Jahre an ihm gearbeitet wurde. Im Jahr 356 v. Chr. wurde die Prunkstätte durch Herostratos, einem unbedeutenden Ephesier mit dem krankhaften Ehrgeiz Berühmtheit zu erfahren, völlig niedergebrannt. Immerhin konnte das altheilige Bild der Göttin Artemis gerettet werden. Das gab den Ephesiern offensichtlich den Auftrieb, dem himmlischen Götterbild nun erst recht ein neues Tempelhaus zu errichten. Der neue Tempel wurde viel prächtiger als sein Vorgänger und später unter die Sieben Weltwunder eingereiht.

Der ephesische Architekt Cheirokrates nahm sich der Planung, der Organistion und des Wiederaufbaues praktisch an. Die in sich zusammengestürzte Schuttmasse wurde als neue Tempelbasis verwendet. Der so teilweise aufgefüllte und abgeglichene Massivkern wurde durch eine massive Mantelkonstruktion mit Marmorverbrämung zu einem Podium mit einer Fläche von 125,67 x 65,05 m² und 2 m Höhe ausgebaut. Auf der neuen Fußbodenfläche wurde ein Tempelhaus errichtet, das in seinem Grundriß und der Säulenanordnung möglichst genau dem zerstörten entsprechen sollte. Insgesamt sollen 127 Säulen von je mindestens 18 m Höhe Verwendung gefunden haben.
 
Unter der Herrschaft des Imperium Romanum über Ephesos (seit 133 n. Chr.) wurde aus der griechischen Artemis die römische Diana. Nach den Plünderungen und Brandschatzungen zur Gotenzeit (262 / 263 n. Chr.) und der völligen Zerstörung unter Constantin dem Großen, nach der Seldschuken- und Osmano-Türkenzeit (13. und 15. Jhd.), verschwanden die Überreste im mehr und mehr ansteigenden Sumpfgelände.

 

4. Das Mausoleum von Halikarnassos
 


In Halikarnassos, gelegen im Südwesten Kleinasiens an der Meeresküste, ließ sich König Mausolos eine neue Residenz mit Palast und Tempelanlagen schaffen. Auf einer oberhalb der Anlage im Geländehalbrund verlaufenden Großstraße wurde ein großer Platz errichtet, den Mausolos wohl von Anfang an dazu bestimmt hatte, sein königliches Monumental-Grabdenkmal aufzunehmen.
 
Die rechteckige Baugrube des Mausoleums, die man in den Felsboden eingearbeitet fand, wies eine Fläche von 39 x 33 m² auf. Überhalb des unterirdischen Fundamentes erhob sich zunächst der mehrstufige Basisbau, das Krepidoma. Darauf ruhte nicht wie sonst bei griechischen Tempeln gleich das Peripteralhaus, sondern als Fortsetzung des Stufensockels stieg erst noch ein massiver Prismenkörper von rund 33 m Länge und fast 27 m Breite zu einer Gesamtunterbauhöhe von fast 22 m auf. Dort oben thronte dann erst der Grabtempel von rund 13 m Eigenhöhe mit seinem "Pteron", dem Säulenkranz-Umgang von 36 asiatisch-ionischen Voutensäulen um den großen Cellakern und mit asiatisch-ionischem Steingebälk als Geschoßabschluß. Über dem Hochtempel erhob sich ein in 24 Stufen aufgeschichtetes pyramidales Massivdach von 9 m Höhe mit Gipfelplattform für eine krönende Marmorquadriga, die einschließlich ihres eigenen Postamentes noch gut 5 m hoch war, so daß die Gesamthöhe des Mausoleums 49 m betrug.
 
Im Jahr 377 v. Chr. siedelte Mausolos nach Harlikarnassos über. Nach 24-jähriger Regentschaft verstarb er kinderlos im Jahr 353 v. Chr. Sein noch nicht vollendetes Grabmahl führte zunächst seine Schwester Artemisia, mit der er zugleich verheiratet war, weiter. Zwei Jahre später geriet der Weiterbau ins Stocken, als auch Artemisia verstarb. Erst als sich 334 v. Chr. Alexander der Große der Sache annahm, kam das Wunderwerk doch noch zur Vollendung.

Im 13. Jahrhundert schließlich wurde das Grabmal durch Erdbeben zu Boden geworfen und seit dem 15. Jahrhundert in Zeiten der Not und Gefahr durch die Johanniter zu Verteidungsanlagen in der Hafenfestung Petronia, dem heutigen Fort Budrum, verbaut.

 

5. Die hängenden Gärten von Babylon
 


In der kursierenden Überlieferung wurde der Hängende Garten oftmals mit der sagenumwobenen assyrisch-babylonischen Semiramis (etwa 775 v. Chr.) in Verbindung gebracht und darum nach ihr benannt. Die älteste Quelle, das Werk "Persica" des königlichen Leibarztes Ktesias (um 400 v. Chr.), betont jedoch ausdrücklich, daß der kunstvolle Garten nicht von Semiramis, sondern von einem späteren König zu späterer Zeit errichtet wurde. Neben Datum und Bauherr ist auch der genaue Standort des Hängenden Gartens in Babylon unbekannt. Als mögliche Schöpfer werden Nebukadnezar II., Syros, Semiramis II. oder Cyrus genannt. Immer wieder werden in den Überlieferungen die guten Wasserschöpfmöglichkeiten erwähnt. Deshalb ist der Hängende Garten wahrscheinlich bei der Südburg Nebukadnezars II. zu suchen. Die Ausgrabungen im alten Euphratbett dicht an der Südburg haben die Ruine eines Bollwerkes aus Brandziegeln und Asphaltmörtel freigelegt, das einst unheimlich klotzig ausgeführt worden war, um als Westschutz gegen den Wogenschwall des Euphrat zu dienen. Das nordsüdlich dem östlichen Euphratufer vorgelegte Bollwerk hatte etwa die Gestalt eines Rechteckes von 197,5 x 106,5 m² mit zwei westlich vorgemauerten Verstärkungen. Im annäherungsweise quadratischen Südteil wäre Platz für den Aufbau einer ansehnlichen Gestaltung besonderer Art gewesen. Es ist auch denkbar, daß der Ausbau der Schanze zum Hängenden Garten erst später zur Zeit der Herrschaft der Perserkönige (Dareios II. Nothos, 425-404 v. Chr. und Mnemon, 404-361 v. Chr.) in Babylon erfolgte.
 
Offenbar erhob sich also auf dem quadratischen Südteil des Euphratschanzenmassives in Stufenpyramidenform das Konstruktionsskelett eines 25 m bis 30 m hohen künstlichen Bergterrassengartens von 100 m Basisseite. Die dicken Mauern und Pfeiler dieses Aufbaugerüstes waren nach den Klassikern größtenteils aus Brandziegeln ausgeführt. Unter den einzelnen Stufenabsätzen sollen sich flachgedeckte oder gewölbte Gänge von 3 m Weite hingezogen haben. Die Abdeckung über den Stockwerkdeckenbalken hatte zuerst eine Unterlage von Rohr mit viel Asphalt, darauf eine doppelte Lage von gebrannten Ziegeln in Gipsmörtel eingebettet und als dritte Schicht bleierne Platten. So wurde ein Durchsickern der Feuchtigkeit des aufgeschütteten Humus in die Tiefe der Gänge verhindert. In die abgeglichene Humusfläche waren mannigfaltige Bäume eingepflanzt.

 

6. Der Koloss von Rhodos
 


Nach der Bezwingung von Kypros wollte König Demetrios Poliorketes, der Städteeroberer des alexandrinischen Zeitalters, in den Jahren 305/04 v. Chr. die damals aufblühende und günstig gelegene Hafenstadt Rhodos einnehmen. Nach längerer erfolgloser Belagerung nahm er schließlich Abstand von seinem Vorhaben, worauf die Rhodier ihren Schutzpatron Helios mit einer Riesenbildsäule ehrten.

Der Koloß von Rhodos wurde etwa im Jahr 290 v. Chr. nach 12 Jahren Bauzeit fertiggestellt. Verantwortlich für den aus dem Verkauf des zurückgelassenen Belagerungsmaterials finanzierten Bau zeigte sich Chares, ein Einwohner von Lindos. In mehreren Quellen wird dem Koloß eine Höhe von 80 Ellen (ca. 35 m) zugebilligt. Das aus Bronze gegossene Götterbild erhob sich auf einem weißen angeblich dreieckigen Marmorsockel. Die Vorstellung, der Koloß habe spreizbeinig über der Hafeneinfahrt mit einer Feuerpfanne in der erhobenen Rechten gethront, deckt sich nicht mit den bekannten Überlieferungen. Stattdessen wird nur von einem Sockel (also nicht gespreizt) und von einem Standort in der Mitte der Stadt berichtet.

Schon 66 Jahre nach seiner Fertigstellung (etwa 224 v. Chr.) ist die Statue durch ein Erdbeben umgestürzt und an den Knien abgebrochen. Aufgrund eines Orakelspruches: "Was gut liegt, das soll man nicht von der Stelle bewegen." ist der Koloß dann nahezu 900 Jahre wirklich liegen geblieben. Aus einer alten Überlieferung des Plinius erfährt man: "Der Sonnenkoloß erregt aber selbst noch so im Daliegen das Staunen aller, welche ihn sehen. Nur wenige können seinen Daumen umfassen, die Finger sind größer als (sonst ganze) Statuen."

Nach der Eroberung der Insel durch die Araber anno 653 n. Chr. wurde auch der noch stehengebliebene untere Teil des Erzkolosses vom Marmorsockel heruntergerissen und die gesamte Erzmasse zum Einschmelzen nach Edessa abtransportiert.

 

7. Der Leuchtturm von Alexandria
 


Der Leuchtturm von Pharos wird oftmals auch als sogennantes "Achtes Weltwunder" bezeichnet. Nach seiner Fertigstellung und Einweihung im Jahr 279 v. Chr. wurde er in die Auflistung der Weltwunder aufgenommen. Er ersetzte in der ursprünglichen Liste die Stadtmauern von Babylon. Gelegentlich wurde in einigen Aufzählungen stattdessen aber auch der Hängende Garten der Semiramis ausgespart.

Die vor Alexandria liegende Insel Pharos wurde damals durch einen technisch bedeutsamen Dammbau mit Wasserdurchlässen, das sogenannte "Heptastadion" des Dexiphanes von Knidos, mit dem Festland verbunden. Sostratos, der Sohn des Dexiphanes von Knidos, war der Architekt des auf der Insel errichteten gewaltigen Leuchtturmes.

Auf einer Basis von 30 x 30 m² erhob sich ein nach oben langsam verjüngtes hohes Untergeschoß. Unter Belassung eines Umganges mit Tritonen an den vier Ecken wurde ein weniger hohes zweites Geschoß als Achteckprisma aufgesetzt. Darüber befand sich noch ein kleines zylindrisches drittes Stockwerk. Auf dessen Kegeldach war schließlich die bekrönende Bronzestatue des Zeus-Soter als Heilssymbol für Seefahrer postiert. Die Gesamthöhe des relativ schlanken Turmes läßt sich zu 113 m berechnen.

Im 14. Jahrhundert wurde der Leuchtturm durch ein Erdbeben endgültig zerstört. Auf seinen Fundamenten wurde später das Fort Kait-bey errichtet.

(Quelle Wissen Online)